Was wird unsere gemeinsame Zielvorstellung für das urbane Gartenquartier?
Im Fokus der drei Planungswerkstätten steht die Erarbeitung eines Leitbilds für das urbane Gartenquartier. Die zweite Planungswerkstatt bestand aus zwei Teilen: einem Input und einer Gruppenarbeit. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit bilden die Grundlage für die weitere Ausarbeitung des Leitbilds.
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Teil I Input: Um Perspektiven für die Leitbildentwicklung des urbanen Gartenquartiers zu eröffnen, gaben Jörn Gertenbach und Cordelia Polinna vom begleitenden Büro Forward Planung und Forschung einen einführenden Überblick über Leitbilder der Quartiersentwicklung insbesondere für den ländlichen Raum seit Ende des 19. Jahrhunderts. Die ganz unterschiedlichen Leitbilder – von der Gartenstadt über die aufgelockerte Stadt bis hin zur kompakten Stadt – gaben jeweils Antworten auf die Herausforderungen ihrer Zeit.
Teil II Leitbildentwicklung: Nach dem theoretischen Input arbeiteten die Teilnehmenden in drei Gruppen an Zielen für ein gemeinsames Leitbild des „urbanen Gartenquartiers“. Gruppe 1 näherte sich dem Thema „Urbanes“ an, Gruppe 2 fokussierte sich auf „Garten“ und Gruppe 3 auf „Quartier“. Als Diskussionsgrundlage dienten 84 in der ersten Planungswerkstatt gesammelte Begriffe. Jede Gruppe wählte aus den Begriffen die für ihr Thema wichtigsten aus und identifizierte übergeordnete Kategorien und Qualitäten. Die Themen „Gemeinwohl und Gemeinschaft“ sowie „Nachhaltigkeit“ sind als zentrale Ziele für das Projekt bereits identifiziert. Diese werden im Laufe des Prozesses durch konkrete Ideen für Nutzungen, Raumkonzepte und die Gestaltung weiter ausgearbeitet werden.
Zusammenfassung der Ergebnisse der Gruppenarbeit:
In der Gruppe „Urbanes“ wurden sieben Cluster aus dem Begriffspool gebildet: Die Teilnehmenden suchten insbesondere Begriffe heraus, die die Funktion des Quartiers als ein Wohnort mit bezahlbaren, barrierefreien und gemischten Wohnformen in unterschiedlichen Besitzformen hervorheben. Das künftige Quartier soll sich zudem durch vielfältige Angebote auszeichnen und einen fließenden Übergang zwischen Wohnen, Arbeiten und Freizeit unterstützen. Einmaligkeit und Identität des Quartiers sollen durch die Betonung lokaler Eigenschaften wie auch den Erhalt vorhandener Bausubstanz gefördert werden.
Ein offener kokreativer Dialog soll als Grundlage für eine flexible, auf zukünftige Bedürfnisse angepasste Quartiersentwicklung kontinuierlich geführt und Potenzialflächen vorbehalten werden. Nachbarschaft und Gemeinschaft sollen durch multifunktionale und offene Räume gefördert werden. Eine hohe Aufenthaltsqualität soll durch verkehrssichere Wege geschaffen werden. Zum Spannungsfeld gehört neben gemeinschaftlichen Räumen auch die Schaffung privater Rückzugsräume.
Die Gruppe „Garten“ fokussierte alle Grünflächen und identifizierte sechs Themenbereiche: Die Grünflächen sollen die Eigenschaften eines naturnahen, ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Raums haben, mit einem Fokus auf Entschleunigung und einer schrittweisen Aneignung. Begrünte Dächer und Fassaden sollen die Biodiversität fördern. „Wohnen im Garten“ statt einem üblichen „Wohnen mit Garten“ könnte als Leitmotiv fungieren und die Relevanz des Grüns hervorheben. Der Grünraum soll sich durch Flexibilität auszeichnen: Flexible Flächen für viele unterschiedliche Nutzungen und Freiräume für zukünftige Ideen und Experimente. Der Grünraum soll vielfältigen Zwecken dienen: Er soll Raum für Freizeitaktivitäten, Bildung (bspw. „grünes Klassenzimmer“) und die Anpassung an den Klimawandel unterstützen. Die Pflege des Grüns bietet sowohl Konflikt- als auch Lösungspotenzial für die Gemeinschaft. Die Organisation der Flächen soll in unterschiedlichen Zonen erfolgen: Je nach Zone soll die Verantwortung in der Hand der Gemeinschaft, einzelner Personen oder von Dienstleistern liegen. Die Grünflächen sollen zudem unterschiedliche Strukturen aufweisen und zu gemeinschaftlichen Aktivitäten, Begegnungen und Sport einladen. Die Grünflächen sollen vielerlei Gartentypen inklusive wilder Ecken und Rückzugsorte integrieren, um den unterschiedlichen Ansprüchen und Vorstellungen von Gärten gerecht zu werden.
Das Quartier soll eine heterogene Zielgruppe ansprechen – Menschen aus der Region und aus Berlin, unterschiedlichen Alters. Verschiedene Eigentumsformen sollen zur Förderung sozialer Vielfalt beitragen. Das Gebaute soll die Identität von Angermünde sichtbar machen, möglichst Bestandsgebäude integrieren und neuen Wohnformen Raum geben.
Energetisch effiziente Lösungen, wie begrünte Dächer und klimafreundliche Technologien, sind angedacht. Ein Zielkonflikt besteht zwischen Gebäudehöhe und Flächenversiegelung: 3–4 Geschosser können Nutzungen stapeln und damit für mehr Raum für Grünflächen beitragen. Eine nachhaltige Mobilität ist zentral: Eine Quartiersgarage könnte den ruhenden Verkehr bündeln. Das Quartier soll als Gemeinschaftsraum fungieren, der Elemente wie Makerspaces und multifunktionale Räume zur Wissensweitergabe integriert. Gemeinschaftsräume sollen auch auf privaten Flächen entstehen.